Klöcklsingen: Ein alter Brauch neu entdeckt
Erfahre mehr über das jahrhundertealte Brauchtum des Klöcklsingens oder Kletzei gehens in Berchtesgaden, seine Ursprünge und seine Bedeutung heute.
Klöcklsingen: Ein alter Brauch neu entdeckt
Der Brauch des Klöcklsingens, oder auch Kletzei gehens, ist tief in der Geschichte Berchtesgadens verwurzelt. Diese Tradition reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert und war ursprünglich Teil der zahlreichen Neujahrsbräuche, die damals mit Sinnsprüchen und Glückwünschen für das kommende Jahr praktiziert wurden. Im Laufe der Zeit wandelte sich dieser Brauch in einen "Heischebrauch", bei dem vor allem Nüsse und Kletzen, also getrocknete Birnen, gesammelt wurden. Die Vorweihnachtszeit bot dazu eine ideale Gelegenheit, denn die Menschen glaubten, dass im Advent die Herzen der Menschen besonders mild gestimmt seien.
Über die Jahre wurde dieser Tradition eine weitere Dimension hinzugefügt: Neben den essbaren Gaben begannen die Menschen, auch Geld zu spenden. Bis heute ziehen während der Adventszeit die Klöckler von Haus zu Haus. Ursprünglich waren es arme Menschen und vor allem Kinder, die ihre Speisetafeln zu Weihnachten durch diesen Brauch aufwerten konnten. Zu den Klängen von Advents- und Vorweihnachtsliedern erhielten sie Äpfel, Birnen, Nüsse, und manchmal sogar ein Stück Speck oder Butter.
Lebendige Tradition: Die Klöckler auf ihrem Weg
Die Faszination und Magie des Klöcklsingens liegen nicht nur in den Gesängen und Gaben, sondern auch in der Vermummung der beteiligten Personen. Wer wollte schon erkannt werden, wenn er bettelnd von Haus zu Haus zog? Diese Anonymität war ein essentielles Element des Brauchs. Der erste schriftliche Hinweis auf das Klöcklsingen stammt aus dem Jahr 1450, und das von Sebastian Franck im "Weltbuch" von 1534 beschrieben. Heute ziehen die Klöckler noch immer an den drei Donnerstagen im Advent durch die Straßen, begleitet von singenden Stimmen und manchmal von Flöten.
Heutzutage gehen die gesammelten Geldspenden oft an wohltätige Zwecke. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Tradition des Klöcklsingens sich an die modernen Zeiten angepasst hat, ihre grundlegende Essenz jedoch bewahrt. Durch die Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen erfährt dieser Brauch eine neue Bedeutungsebene, die den Gemeinschaftssinn in den Vordergrund stellt.
Klöcklsingen heute: Wandel und Beständigkeit
Obwohl sich der Charakter des Kletzeigangs im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, bleibt eines konstant: seine emotionale und gemeinschaftliche Bedeutung. Der Brauch verbindet die Menschen und bringt sie in einer besinnlichen Zeit näher zusammen. So wird der alte Heischebrauch auch heute noch voller Leidenschaft gelebt und weitergegeben – ein lebendiger Teil des kulturellen Erbes von Berchtesgaden.
Zusammenfassung
Das Klöcklsingen ist mehr als nur ein alter Brauch – es ist ein Stück lebendige Kultur in Berchtesgaden. Seine Anpassungsfähigkeit an die moderne Zeit zeigt sich durch die wohltätigen Zwecke, denen die Spenden zugutekommen. Durch seine lange Geschichte bietet dieser Brauch nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsenen die Möglichkeit, sich zu erinnern und miteinander in Verbindung zu treten. In einer Zeit der Schnelllebigkeit ist das Klöcklsingen ein willkommenes Innehalten, das uns daran erinnert, dass Gemeinsamkeit zählt. Ob Du in der Tradition stehst oder sie erst entdecken möchtest, diese Erfahrung verleiht jedem Advent eine besonders warme Note.